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MARKUS MÖLLER UND DAS REISEN

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Markus Möller (geb. 1971 in Rostock, verheiratet, Vater eines Sohnes) wuchs in der DDR auf.

Als Kind hat er seinen Vater zu überreden versucht, mit dem Auto nach Moskau zu reisen. Einfach mal so. Gucken, wie weit das ist. So weit wie Hamburg oder Köln oder Paris konnte es jedenfalls nicht sein, denn diese Städte lagen auf einem anderen Planeten. So schien es jedenfalls.

Aus der Reise ist nie etwas geworden. Und vielleicht drängte es Markus Möller deswegen als junger Bursche, als die Mauer bereits gefallen war, so sehr nach Osten, während alle Welt westwärts strömte, weil sie dort die Freiheit vermutete.

Für Möller - und seinen Reisegefährten Ronald Prokein - lag sie dort, wo die Weite sich in Unendlichkeit zu verlieren scheint - in Sibirien.

Als Schuljungen hatten sie gemeinsam einen kleinen Wettbewerb zu laufen: Wer kennt mehr Hauptstädte, kennt die längsten Flüsse dieses und jenen Kontinents, die höchsten Berge, die tiefsten Seen, die größten Länder ... Die unermesslichen Quadratkilometerangaben der Sowjetunion ließen sie sich dabei besonders auf der Zunge zergehen.

Sie waren zwei Außenseiter - der eine dick, der andere spindeldürr. Geografie war ein Anker, etwas, an dem man sich festhalten konnte.

Irgendwann reichte der ausgebreitete Atlas nicht mehr. Die Ferne musste erlebt werden.

Einmal gingen sie los, einfach so.
„Mal sehen, in wie vielen Stunden man ohne anzuhalten 65 Kilometer zu Fuß zurücklegen kann.“
12 Stunden, 35 Minuten.

Bald schnappten sie sich Fahrräder und sausten los, einfach so.
„Mal sehen, wie lang man von Rostock bis Chemnitz braucht.“
Drei Nächte.

Später: das erste Auto. Hineingesetzt und los.
„Mal sehen, wie weit es bis Algerien und zurück ist.“
Über 15.000 Kilometer. In 15 Tagen 13 Länder.
Nachholen, was man nur von der Landkarte her kannte.

Nebenher studierte sich Markus Möller quer durch verschiedene Universitätsfächer. Begann mit Physik, sattelte auf Literatur um, auf Soziologie und Psychologie. Ein Suchen, kein Finden.

„Oder doch lieber unterwegs sein, sich überraschen lassen von dem, was hinter dem nächsten Horizont wartet?“

Er fuhr mit Prokein auf Fahrrädern um die Erde. Durch Russland, die Mongolei, China, Kanada, die USA und Westeuropa.
„Mal sehen, ob man das in 5 Monaten schafft. Ob‘s zum Guinness-Buch-Rekord reicht?“
Es reichte ...

Elf Mal war er nun schon unterwegs in der Welt. Mit Kajaks, zu Fuß, im Auto, auf Schiffen, in Bussen. Ist immer langsamer geworden. Hat entdeckt, dass der Sinn des Reisens nicht die Geschwindigkeit ist.

Und er hat gelernt: Auf jeder Tour bleibt ein Teil des Reisenden zurück. An jenem Ort, den man auf keiner Landkarte findet ...